VARIOUS ARTISTS - Snaggletooth, A Tribute To Lemmy

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VÖ: 28.10.2016
Genre: Rock´n´Roll
Label: Metalville Records
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Lineup  |  Trackliste

MOTÖRHEAD sind nicht mehr. Die Lichtgestalt Lemmy Kilmister hat uns verlassen. Klar, es war in den letzten Monaten seines Lebens abzusehen, dass es dem Ende zuging. Trotzdem fühlt es sich immer noch seltsam an, eine Welt ohne Lemmy. Einer der letzten wirklichen Rockstars, der letzten Persönlichkeiten im Rock, Rock´n´Roll, Metal – was auch immer –, in einer an solchen Autoritäten immer ärmer werdenden Welt. Auch in der harten Musikwelt, in dem sich unser kuscheliges, virtuelles Pamphlet bewegt, gibt es kaum noch echte Musiker mit Charisma. Auch der Metal und der Rock´n´Roll wurden schon vor langem zum Massenprodukt. Wir sind nicht mehr wenige, keine verschworene Gemeinschaft von Außenseitern mehr, schaut Euch die Festivals an, die Riesenshows in den Hallen und die T-Shirts bei H&M (oder wo auch immer).

Ich habe MOTÖRHEAD ein einziges Mal live gesehen, auf der Tour zu meinem Lieblingsalbum "1916", vor vielen, vielen Jahren im Orpheum zu Graz. "Guten Abend, wir sind MOTÖRHEAD, wir spielen Rock´n´Roll", hat er gesagt, und das haben sie getan. Das waren noch die Zeiten der Viererbesetzung mit Philthy Taylor an den Drums und Michael "Würzel" Burston an der zweiten Gitarre. Beide Musiker sind noch vor ihrem damaligem Chef verstorben. Echte Rocker wie diese sind es, die der Szene fehlen.

Elf Bands haben sich nun auf einem von Metalville herausgegebenen Album versammelt, um Ian "Lemmy" Kilmister die letzte Ehre zu erweisen. Das geht manchmal gut, manchmal nicht und manchmal ist es einfach. Letzteres sind die Cover, die sich sehr eng am Original halten, wie "Overkill" (hier von OVERKILL gecovert), "Iron Fist" (KORPIKLAANI), "Bomber (ONSLAUGHT) oder "We Are The Roadcrew" (DESTRUCTION). Gut, heavy, aber eben sehr eng an den ursprünglichen Arrangements. Das kann man als Tribut sehen, für mich funktioniert das in einem Livesetting gut, auf CD brauch ich das wohl nicht unbedingt.

Dann gibt es wirklich gute, originelle Songs, die einen eigenen Touch mitbringen und den Originalen einen einfallsreich neuen Drall geben. "Location 9" von BLACK EXPLOSION acid-rockt quer über die Saturn-Oberfläche und klingt schön nach HAWKWIND, so wie es bei dem Song sein soll. EMIGRATEs (und natürlich RAMMSTEINs) Richard Kruspe bringt ein fast nach DEPECHE MODE klingendes "Rock City Night" mit Lemmy höchstselbst an den Vocals zum Funktionieren. Für mich der stärkste Track am Album. MONSTER MAGNET machen aus "Burner" einen ihnen eigenen Song und LEMMY KILMISTER covert nicht sich selbst, sondern mit dem aus dem im Original aus dem Jahre 1977 stammendem "Tie Your Mother Down" einen gradaus rockenden Song von QUEEN.

Nicht ganz so prickelnd ist das völlige Scheitern von DORO im Duett mit Lemmy bei "Love Me Forever", einem Song von "1916", der schon dadurch bekannt aber nicht weniger bitter ist. Und UGLY KID JOE im Verbund mit Phil Campbell hätten ihre Version von "Ace Of Spades" auch in der Garage lassen können.

Ob sich der Erwerb dieses Tributs lohnt, ist nicht meine Entscheidung, es steht mir auch kein Urteil über die Sinnhaftigkeit desselben zu. Insgesamt gesehen ist es aber ein Coveralbum der besseren Sorte, ein guter Querschnitt durch das Schaffen des tatsächlichen, wahren und wahrhaftigen Man in Black

Du wirst uns immer fehlen, und wenn man sich die Songs auf "Snaggletooth" anhört, weiß man auch warum.

 



Ohne Bewertung
Autor: Christian Wiederwald (23.10.2016)

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