Sonata Arctica - The Ninth Hour

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VÖ: 07.10.2016
Bandinfo: SONATA ARCTICA
Genre: Melodic Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

2007 beschritten die Finnen von SONATA ARCTICA einen neuen Weg, als sie ihr Logo veränderten und sich musikalisch ebenfalls zu neuen Ufern aufmachten. In dieser Zeit erschienen Alben wie "Unia", "The Days Of Grays" und "Stones Grow Her Name". Drei Alben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die allgemein sehr stark polarisierten innerhalb der Fanbase. 2014 überraschte man mit der Information, fortan wieder das alte klassische Logo nutzen zu wollen und sich auch musikalisch eher wieder an alten Alben orientieren zu wollen. "Pariah's Child" zeigte viele Parallelen zum verträumten "Winterheart's Guild", wies aber dennoch genügend progressive Elemente auf, die diesem Album eine gewisse Komplexität zugestanden. Nun, im Jahre 2016, beschreitet man weiterhin diesen Weg mit dem bereits neunten Album, das passenderweise auf den Titel "The Ninth Hour" hört. Ein Album, das quasi binnen kürzester Zeit entstand, wie uns Mastermind Tony Kakko in einem Interview verriet. Thematisch lehnt man sich an die Umwelt an und wie wir Menschen mit unserem Planeten umgehen.

Musikalisch würde ich "The Ninth Hour" als eine Mischung aus "The Days Of Grays" ohne Orchesterelemente und "Unia" beschreiben. Also eigentlich gar nicht mal so klassisch! Das verdeutlicht auch schon der Opener "Closer To An Animal", der einen gewissen 80er Vibe innehat. Dieser Track definiert sich hauptsächlich durch seine dichte Atmosphäre, weist keinen fetten Ohrwurmrefrain auf, der sich sofort in den Gehörgängen festsetzt. Man muss ihn als Gesamtkunstwerk betrachten, denn nur so kann er wirklich glänzen. Anders gestaltet sich das mit "Life", das eine wunderbare Hookline an den Start bringt. Allein das sehr melodische Intro erzeugt unmittelbar eine fette Gänsehaut, die während der nächsten fünf Minuten auch nicht mehr wegzudenken ist. "Life" wirkt musikalisch ein bisschen wie der kleine Bruder von "No Dream Can Heal A Broken Heart", wo wir wieder bei "The Days Of Grays" wären. "Fairytale" überrascht mit einer ordentlichen Portion Härte und einem "For Whom The Bell Tolls" Gedächtnisriff. Ob man sich bewusst daran bedient hat, wage ich allerdings zu bezweifeln. Die Strophen erinnern mich sehr stark an "Silver Tongue" und die Bridge hat mehr Aussagekraft als der eigentliche Refrain, der dann doch etwas dahin plätschert. Diese kleinen Schwächen gleicht man durch die charmanten Strophen sowie die bombenstarke Bridge aber locker aus. Der für mich anstrengendste Track zeigt sich mit "We Are What We Are". Das viel zu lange Flötenintro (eingespielt von Troy Donockley) macht mir relativ schnell müde Ohren und wird auch durch den Rest des Songs nicht aufgefangen. Eine melancholisch angehauchte Ballade, die einen soliden Chorus mitbringt, ansonsten aber eine gewisse Spielfreude vermissen lässt. Anders gestaltet sich das mit der Kombo aus "Till Death's Done Us Apart" und "Among The Shooting Stars". Ersterer könnte musikalisch aus derselben Riege stammen wie "Juliet", "Caleb" und Co. und letzterer verkörpert schlichtweg eine unfassbar energische Nummer, die mit starken Gesangseinlagen seitens Tony zu punkten weiß. Einen Klassiker versucht man mit "Rise A Night" zu integrieren. Der schnellste Song auf der Platte, der alle Power Metal Fans der alten Sorte bedienen soll. Erinnert ein Stück weit an "Weballergy", bietet aber im Endeffekt keine Hook, die hängen bleibt. Da wäre mehr drin gewesen! Loben möchte ich die Truppe für das komplex angehauchte "Fly, Navigate, Communicate", das extrem viele Tempowechsel bietet und sich dadurch in keiner Sekunde in die Länge zieht. Ein sehr intelligent komponiertes Stück, das so ziemlich alles richtig macht! Etwas, was SONATA ARCTICA über die letzten Jahre ein wenig abhanden gekommen ist, sind aussagekräftige starke Balladen. Dies gelingt mit "Candle Lawns" endlich mal wieder. Ein sehr seichtes und durchaus kitschiges Stück, das aber mit einem sehr emotionalen Chorus besticht, der toll in Szene gesetzt wird. Das Sahnehäubchen setzt man dem Album durch den zweiten Part von "White Pearl, Black Oceans" auf, das die Geschichte auf einer anderen und vor allem weitaus positiveren Ebene abschließt. Melancholischer und langsamer als sein Vorgänger besticht der zweite Part vor allem mit Emotionalität und gut dosierten orchestralen Elementen, die unter die Haut gehen. Als Rausschmeißer präsentiert man uns noch eine Reprise Version vom Opener, die eine dichte Atmosphäre nach außen trägt und den Hörer befriedigt zurücklassen sollte.

Mir persönlich sagt "The Ninth Hour" mehr zu als sein Vorgänger "Pariah's Child". Das liegt vor allem daran, dass hier ein roter Faden erkennbar ist, der sich durch die gesamte Platte zieht. "Pariah's Child" wirkte teils arg zusammengewürfelt (was es dennoch zu keinem schlechten Album macht) und das gelingt auf dem neunten Streich der Finnen schlichtweg besser. Das Album braucht seine Zeit, setzt sich dann allerdings fest und lässt den Hörer auch nicht mehr so leicht los. Es gibt kleine Schattenseiten, doch das Licht überwiegt bei weitem! So dürfen alle Fans aufatmen, denn SONATA ARCTICA enttäuschen auch mit ihrem neunten Werk definitiv mal nicht!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (07.10.2016)

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