12.04.2024, Felsenkeller - Naumanns, Leipzig

SETYØURSAILS + RISING INSANE + VINTA

Veröffentlicht am 22.04.2024

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Leipzig – Felsenkeller, 12. April 2024. Das Stormbringer-Duo Siddal/Lustig betritt gegen 18.00 Uhr den Ort des heutigen Geschehens als die Jungs von VINTA sich die Bühne gerade physisch und akustisch einrichten. Eine halbe Stunde später, während wir kurz nach 18.30 Uhr mit Frontfrau Jules in Naumanns Gaststube beim Interviewtermin angeregt plaudern, ist der herrliche Rest von SETYØURSAILS ein Stockwerk höher gerade mit dem Soundcheck beschäftigt. Es muss nachher alles passen, schließlich ist heute nicht nur der Starttermin der „Unite & Conquer“-Co-Headline-Tour mit RISING INSANE und dem Support-Act VINTA sondern gleichzeitig auch der Album-Release-Day für „Bad Blood“, den aktuellen Langdreher der Segelsetzer.

 

Nachdem wir mit dem Interview fertig sind, geht es die Treppe hoch in den Vorraum mit den Merch-Ständen. Schnell am Kassenstand die Akkreditierung abschließen, und dann sind wir ready for Core. Das Tanzlokal füllt sich mehr und mehr (die Auftaktveranstaltung der Tour war schon im Vorfeld ausverkauft), und bereits 20 Minuten vor dem Start erreichen die Temperaturen und das Klima im Inneren des Veranstaltungsraumes locker die Werte einer finnischen Sauna. Kein Wunder, dass der an der Bühne postierte freundliche Herr von der Security erst mal behelfsmäßig mit einer Bierflasche etwas heruntergekühlt werden muss.

 

 

VINTA

Dann ist es soweit. VINTA entern Naumanns Tanzlokal, bzw. fädeln sie sich an allerlei Equipment vorbei auf den freien Bühnen-Flächen ein und beginnen ihre Support-Show. Zu diesem Zeitpunkt ist es auf der Bühne extrem eng, da das SYS-Schlagzeug bereits aufgebaut ist und die etwas kleineren VINTA-Drums seitlich davon ebenfalls noch auf der Stage untergebracht werden mussten. Aber die Jungs kommen zurecht und starten ihr Set mit „Schon okay“ und „Durch die Nacht“. Beim letztgenannten Stück handelt es sich übrigens nicht um ein SILBERMOND-Cover. Allerdings gibt es direkt im Anschluss die von VINTA adaptierte Version eines extrem bekannten deutschsprachigen Hits aus dem Jahr 2005 auf die Ohren des Auditoriums. Die Kölner präsentieren „Durch den Monsun“, und die einstmalige Teenie-Hymne von TOKYO HOTEL wird vom Publikum lauthals von der ersten bis zur letzten Zeile mitgesungen. Aber auch die folgende Eigenkompositionen „Allein“ (nicht „Allein Allein“ von den Dresdner Electro-Poppern POLARKREIS 18, wie Sänger Jakob nach einigen Zwischenrufen klarstellt), „Du fragst nicht mehr“ und „Gift“ werden vom Publikum super aufgenommen und mit jeder Menge Applaus bedacht. Mit seiner Erfolgssingle „Kopf zu Laut“ (über 220.000 Streams bei Spotify) verabschiedet sich das sympathische Quartett anschließend von der Bühne, und VINTA dürfen sich ohne Frage das Etikett "perfekter Anheizer" ans Revers heften.

 

SETYØURSAILS

  

Jetzt heißt es erst mal raus an die frische Luft, abkühlen und Atem holen. Nach einem netten Plausch mit der Security am Einlass und dem Genuss eines Kaltgetränkes sind wir wieder halbwegs fit für den ersten Headliner des Abends. Beim erneuten Betreten des Tanzlokals fühlt es sich an, als laufe man gegen eine unsichtbare Wand. Es ist extrem stickig, und die Luftfeuchtigkeit beträgt mittlerweile 200 Prozent. Doch von solchen Kleinigkeiten lassen wir uns nicht abschrecken. Also freundlich drängelnd zur Bühne vor schlängeln und einen guten Platz für die erste Fotoserie suchen. Von dort aus lassen sich die die Bandmitglieder von SETYØURSAILS gut bei den letzten Vorbereitungen zum Gig seitlich hinter der Bühne beobachten. 

Dann geht es los. Das SCOOTER-Intro heizt die Stimmung ordentlich an, Break, und die Show startet mit dem Opener und Titelsong des aktuellen Albums „Bad Blood“. Die Band ist vom Start weg "on Point" und perfekt aufeinander eingespielt. Nichts ist davon spüren, dass dieser Auftritt das erste SETYØURSAILS-Konzert nach einem halben Jahr Spielpause markiert. Jules befindet sich vom ersten Riff an dauerhaft im Duracell-Häschen-auf Speed-Modus. Wenn man dem zu keiner Sekunde still stehenden, singenden Front-Flummi mit dem unbändigen Bewegungsdrang an diesem Abend einen Schrittzähler verpasst hätte – das Gerät wäre spätestens nach der Hälfte des Gigs wegen Überlastung in Rauch aufgegangen. Auch der Platz VOR der Bühne ist hart umkämpft und extrem beengt. Zu Beginn des Konzertes steht Herr Lustig direkt und so nah vor Axtschwinger André, dass er mehrfach kurz davor ist, sich mit dem Objektiv der Kamera in den Saiten des Gitarristen zu verhaken. Glücklicherweise gibt es zu dem Zeitpunkt noch keine Schubser von hinten aus dem Publikum, denn das hätte in dieser Situation zu unschönen Zusammenstößen führen können.

Doch im Verlauf von "Halo" gelingt es Kamerakind Ernst, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Die meisten Fotos entstehen über Kopf, dementsprechend glüht der Auslöser, um im richtigen Moment einigermaßen brauchbare Aufnahmen zu erzielen. Die beengte Bühne beschränkt die Instrumentalfraktion natürlich in ihrem Bewegungsradius, zumal Jules für ihre Power-Performance dauerhaft ca. zwei Drittel des verfügbaren Freiraumes on Stage benötigt. Immer wieder nimmt sie direkten Kontakt zu den Fans auf, und der ein oder andere ist im ersten Moment erst mal überrascht, wenn ihm unvermittelt das Mikro ins Gesicht gehalten wird. Im weiteren Verlauf folgt das erste spezielle Highlight der SETYØURSAILS-Show, denn Nicolai lässt es sich natürlich nicht nehmen, sich für einen Song mit seinem Tieftöner mitten ins Publikum zu stellen. Eigentlich aufgrund des nicht vorhandenen Platzes ein Ding der Unmöglichkeit, wird nach entsprechender Einweisung tatsächlich ein amtlicher Circle Pit um den Bassisten herum zelebriert. Grandiose Szenen, an die sich garantiert alle Anwesenden noch lange erinnern werden.

Die Setlist umfasst, das hatte Jules bei unserem Gespräch im Vorfeld bereits angekündigt, ca. 80 Prozent des Songmaterials von "Bad Blood". Doch neben "Dangerous" oder "Best Of Me" gibt das kölsche Quartett auch den Titeltrack des Vorgänger-Albums "Nightfall" zum Besten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt segeln dann die ersten Crowdsurfer in Richtung Bühne, und bei dem Übersong der aktuellen Scheibe, "Bad Company", rasten die Anwesenden geschlossen aus, was bei dem Groove-Monster auch kein Wunder ist. 

Es folgt das zweite Special des Abends. SETYØURSAILS spielen eine rein akustische Version von "Deadline". Nach kurzer Vorbereitung erklingen die ersten Töne der Wanderklampfe, die sich Nicolai (laut augenzwinkernder Antwort des Bassisten auf eine entsprechende Anfrage von Jules zum ersten Mal in seinem Leben) umgeschnallt hat. Die zwei bilden ein perfektes Duo, das ein ebenso perfektes Duett aus sanfter Gitarre und zarter, zerbrechlicher Stimme präsentiert. Das Publikum lauscht andächtig und geradezu ehrfürchtig, während es im Tanzlokal phasenweise mucksmäuschenstill ist. Mit den letzten Klängen allerdings brandet tosender Applaus auf, für die wirklich gelungene, äußerst ergreifende Vorstellung. Nach "Lately" gibt es dann das dritte Special der SYS-Show, und zwar ein astreines Drum-Solo von Schlagzeuger Henrik. Auch er wird natürlich für seine Darbietung mit massiven Beifallsbekundungen belohnt.

 

Die Fans sind wie im Rausch und feiern auch die nächsten Stücke "T.F.M.F." und "Eternaly". Jules weist zwischendurch auf einen besonderen Merch-Artikel hin. Bei der am Stand erhältlichen Vinyl-Version des aktuellen Albums handelt es sich um eine Fehlpressung, die vorn und hinten die gleiche Seite enthält. Erhältlich zum halben Preis, und nach dem Konzert mit den Unterschriften der Band veredelt, dürfte sich diese Edition in der Zukunft sicher zu einem begehrten Sammlerobjekt mausern.

Den Abschluss des SETYØURSAILS-Gigs bildet das Song-Trio "Ghosts", "Mirror" und "Fck Off". Das Publikum verabschiedet die Band danach erschöpft aber glücklich mit kaum abebbendem Applaus. Nach kurzer Erholungsphase trifft man die Kölner dann am Merchandise-Stand, bereit zum Signieren von diversen Fanartikeln, für einen kurzen Plausch und für Erinnerungsfotos.

Für uns heißt es während der Umbaupause dann erst mal raus nach draußen, abkühlen, Durst löschen und Frischluft tanken.

 

RISING INSANE

Der heutige Schlussact sind RISING INSANE aus dem Oldenburger Land. Das Quintett existiert bereits seit 2012, dementsprechend routiniert gehen die fünf Herren von Beginn an zu Werke, was aber keinesfalls heißen soll, dass man das Set einfach so abspult. Mit zwei neuen Krachern, "Burn" und "Reign" vom kommenden Album "Wildfire" (Release am 23. August 2024), gehen Sänger Aaron und seine Mitstreiter von Beginn an in die Vollen und ziehen das Publikum direkt auf ihre Seite.

Die Setlist umfasst eine gute Mischung aus neuem und älterem Material, neben einer beachtlichen Anzahl Songs vom bereits erwähnten, noch nicht veröffentlichten neuen Album (u.a. "Malicious" und "Monster") wird das Publikum auch mit Stoff vom Debüt "Nations", der aktuellen Scheibe "Afterglow" und der 2020er EP versorgt.

  

Auch RISING INSANE haben eine Coversion im Gepäck. Und selbstverständlich skandiert die Menge vor der Bühne den Disco-Klassiker "Maniac" aus dem Soundtrack des Tanzfilms "Flashback" (1983) absolut textsicher von vorn bis hinten lauthals mit. Apropos textsicher, RISING INSANE starten heute Abend einen Tourstationen übergreifenden Mitsing-Wettbewerb. Welches Publikum (er)kennt die angespielten Tracks und wer singt am lautesten mit? Das Leipziger Publikum jedenfalls gibt sich bei dieser Challenge keine Blöße und dürfte gute Chancen auf eine Platzierung weit vorn im Gesamt-Ranking haben.

Während RISING INSANE der Crowd mit Krachern wie "Malicious", "Breakout" oder "When My Anger Burns" weiterhin ordentlich einheizen und man mittlerweile darauf wartet, dass in der nächsten Sekunde aufgrund der subtropischen Klimaverhältnisse das Kondenswasser von der Decke des Tanzlokals zu tropfen beginnt, vergeht die Zeit wie im Flug. Und dann geht mit dem exzellenten Show-Closer "Blinding Lights" von der "Maniac"-EP, bei dem alle Beteiligten auf und vor der Bühne noch einmal sämtliche verbleibenden Reserven sammeln und in kollektive Feierwut verfallen, der RISING INSANE-Gig zu Ende.

Die Lichter auf der Stage erlöschen, es wird hell im Saal, und die Besucher treten langsam aber sicher dem Heimweg an, schauen vorher vielleicht noch mal kurz beim Merch oder auf einen kurzen Plausch mit dem ein oder anderen Band-Member vorbei. Als Fazit lässt sich konstatieren, dass VINTA, RISING INSANE und SETYØURSAILS in Naumanns Tanzlokal einen großartigen Tourstart mit viel guter Musik und diversen Specials und Highlights hingelegt haben. 


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