16.11.2023, Stromwerk Dresden, Dresden

AMORPHIS + SÓLSTAFIR + LOST SOCIETY

Veröffentlicht am 21.11.2023

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Das Stromwerk in Dresden öffnet heute seine Pforten für das musikalische Triple AMORPHIS/SÓLSTAFIR/LOST SOCIETY, und das dynamische Stormbringer Duo Siddal/Lustig besucht die Venue zum ersten Mal. Daher wird nach der Akkreditierung die Location eingehend begutachtet. Bis zu 1.000 Besucher fasst die Halle, die mit zwei Bars und einer großzügigen Sitz-Area ausgestattet ist. Nach einem schnellen Erfrischungsgetränk und einem letzten Kamera-Checkup geht es auch schon los.

Der Abend wird von den finnischen Landsleuten des Hauptactes eingeleitet. Und LOST SOCIETY machen ihre Sache wirklich gut. Die Stimmung in der zu diesem Zeitpunkt etwas mehr als zur Hälfte gefüllten Halle steigt von Song zu Song, und spätestens mit "Riot" vom 2016er "Braindead"-Album haben die Anheizer das Publikum vollständig auf ihre Seite gezogen. Das Hauptaugenmerk der Setlist liegt auf dem aktuellen Langdreher "If The Sky Came Down". Trotz des mit diesem und dem Vorgängeralbum vollzogenen Stilwechsels, weg vom Oldschool Thrash der Anfangstage, hin zu einer Mischung aus Modern und Groove Metal mit diversen Core-Versatzstücken, geht das Auditorium auch bei den neuen Nummern absolut mit. Es wird ordentlich geheadbangt, und jeder Track endet in lautstarkem Applaus. So vergeht die halbe Stunde Spielzeit ruckzuck, und schon beenden LOST SOCIETY ihren Gig mit dem Rausschmeißer "Stitches", jedoch nicht, ohne den Gästen noch viel Spaß mit den Folge-Acts zu wünschen.

In diesem Zusammenhang: Die Finnen sind wirklich grundsympatische Jungs, und wir hätten euch gern auch vom LOST SOCIETY Auftritt einige visuelle Eindrücke präsentiert, allerdings waren Fotos im Graben und in der Location während der Anheizer-Show verboten. Keine Ahnung, wer sich so einen – mit Verlaub – Schwachsinn ausgedacht hat! Die tiefenentspannte und äußerst zuvorkommende Security definitiv nicht, die Jungs haben auch nur ihre Anweisungen weitergegeben. Die erste Band des Abends hat es eh immer am schwersten und die oft undankbare Aufgabe, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Warum man diesen Schwerstarbeitern die optische Präsentation ihres Live-Auftrittes in den Medien und sozialen Netzwerken verweigert, ist für uns absolut nicht nachvollziehbar.

Setlist LOST SOCIETY:

1. "112"
2. "Underneath"
3. "Riot"
4. "Awake"
5. "What Have I Done"
6. "Into Eternity"
7. "No Absolution"
8. "Stitches"

 

Die seltsamen Foto-Regeln setzen sich auch bei der nächsten Band fort. Bei SÓLSTAFIR darf die Presse immerhin für den ersten Song in den Fotograben. Und zum Glück starten die Isländer mit "Bláfjall", so dass trotzdem knapp neun Minuten für einige gute Schüsse zur Verfügung stehen. Die Halle hat sich mittlerweile fast zur Gänze gefüllt. Und das Publikum genießt jede Sekunde des Fleisch gewordenen musikalischen Leidens von Frontmann Aðalbjörn und seinen drei Mitstreitern.

Bei sechs Stücken will die Songauswahl natürlich gut bedacht sein. SÓLSTAFIR beweisen hier ein exzellentes Händchen und präsentieren neben zwei aktuellen Highlights die großen Klassiker ihrer Bandgeschichte, was bedeutet, dass "Ótta" und "Fjara" natürlich nicht fehlen dürfen. Während des Set-Closers nimmt Aðalbjörn direkten Kontakt zum Publikum auf und schüttelt zwölf Minuten lang dutzende von Händen, während er und die Band das so eindringliche wie vielschichtige "Goddess Of The Ages" voller Inbrunst zum Besten geben. Die Isländer schenken den Fans einmal mehr eine äußerst emotionale Show, auch wenn das Stormbringer-Team übereinstimmend konstatiert, dass die Indoor-Konzerte von SÓLSTAFIR nicht an ihre legendären Festival-Auftritte unter nachtklarem freien Himmel heranreichen (können). Gelungen ist der Gig aber auf jeden Fall.

Setlist SÓLSTAFIR:

1. "Bláfjall"
2. "Akkeri"
3. "Ör"
4. "Fjara"
5. "Ótta"
6. "Goddess Of The Ages"

 

Nach der obligatorischen Umbaupause ist es dann soweit. Die Bühne ist in mystisches blaues Licht getaucht, das Intro ertönt, und die finnischen Melodic Death Metal-Götter betreten nacheinander die Stage: zuerst Tastenhexer Santeri Kallio, gefolgt von Schlagzeuger Jan Rechberger und den beiden Gitarrenvirtuosen Esa Holopainen und Tomi Koivusaari. Anschließend nimmt Tieftonaxtschwinger Olli-Pekka Leine seinen Platz vor dem Drum-Kit ein, ehe Frontmann Tomi Joutsen das Line-Up komplettiert. Die Show startet mit dem "Halo"-Doppel "Northwards" und "On The Dark Waters". Das Publikum befindet sich vom ersten Ton an im Party-Modus: Jede Textzeile wird lauthals mitskandiert, die Haare fliegen, es wird gemosht und geheadbangt als gäbe es kein Morgen mehr. Die Setlist bietet eine ausgewogene Mischung aus alten und neuen Klassikern – hier ist JEDER Schuss ein Treffer. 

AMORPHIS haben Material von sieben verschiedenen Alben ihrer Historie dabei, die Auswahl reicht von "Halo" über "Queen Of Time", "Under The Red Cloud", "Skyforger" und "Eclipse" bis hin zu "Elegy" sowie "Tales From The Thousand Lakes". Die Band ist blendend aufgelegt und voller Spielfreude. Die Energie, die die Finnen mit jeden Song ins Publikum schicken, wird vom Auditorium postwendend an die Band zurückgegeben.

Während der Vorstellungsrunde beweist nicht nur Sänger Tomi eine ordentliche Portion Humor. Zudem geben die einzelnen Band-Mitglieder während ihrer Soloparts mehr als nur einen Klassiker zum Besten. So shreddet Rhythmus-Gitarrero Tomi Koivusaari mal eben unter tosendem Applaus die Eingangspassage von SLAYERs "Raining Blood" ins Publikum – was für ein grandioses Feature! Tomi Joutsen sagt grinsend von sich selbst nur kurz und knapp: "Ich singe ein bisschen für euch, und ich tanze auch ein wenig". Was er in spitzbübisch-schelmischer Art und Weise auch prompt unter Beweis stellt, während den Metalheads vor Lachen die Tränen in die Augen schießen. Das ist Entertainment pur.

Wir genießen den Auftritt Song um Song, und ehe wir uns versehen, ertönen auch schon das obligatorische "My Kantele" und der mittlerweile an die vorletzte Stelle der Setlist gerutschte Evergreen "House Of Sleep". Dann gehen die Lichter erst einmal aus und AMORPHIS von der Bühne. Doch die sechs Herren lassen sich natürlich nicht lumpen, entern die Stage erneut und präsentieren "The Bee" als gefeierte Zugabe.

Dann ist aber wirklich Schluss. Die Reihen im Stromwerk lichten sich, und auch wir treten nach einem äußerst  gelungenen Konzert-Abend glücklich und zufrieden den Heimweg an.

Setlist AMORPHIS:

01. "Northwards"
02. "On The Dark Waters"
03. "Bad Blood"
04. "The Moon"
05. "Thousand Lakes (vom Band)"
06. "Into Hiding"
07. "Black Winter Day" (mit "Magic And Mayhem" Intro)
08. "Silver Bride"
09. "Sky Is Mine"
10. "Wrong Direction"
11. "Amongst Stars"
12. "Seven Roads Come Together"
13. "My Kantele"
14. "House Of Sleep"
15. "The Bee" (Zugabe)

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