24.09.2016, Zuckerfabrik Enns, Enns

SEVENTEEN & WHO REIGN SUNS & AS GOD CREATED & LIADLSCHNIAZA & PSYCHOSE & SNOWBLIND DINOSAURS

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Kurt Ganglbauer
Veröffentlicht am 06.10.2016

Nach der Leitung meiner ersten SPH-Show im März 2016 im Röda Steyr war am 24.September 2016 die Zuckerfabrik in Enns der Austragungsort des Regionalfinales. Mit den Acoustic-Mundart-Austopopern LIADLSCHNIAZA und den Punkrockern PSYCHOSE waren mir bereits zwei Bands von insgesamt sechs an diesem Abend bekannt gewesen. Neu dazu gesellten sich die grungigen Stoner Rocker von SNOWBLIND DINOSAURS, die groovigen Thrash-Metaller AS GOD CREATED, die Dirty-Rocker WHO REIGN SUNS und zu guter Letzt auch die jungen Hard Rocker SEVENTEEN.

Wie schon beim letzten Mal kam mir der Konzertabend weniger wie ein Contest mit rivalisierenden Bands vor, sondern eher wie ein „gemütlicher“ Konzertabend, bei dem die Bands ihre Zeit auf der Bühne sichtlich genossen und die zahlreichen Zuseher durchgehend begeisterten. Und das war bei der wilden Stilmischung mehr als verwunderlich. Von den akustischen Tönen bei LIADSCHNIAZA bis zur brutalen Riffattacke bei AS GOD CREATED, das Publikum war fast durchgehend anwesend und zeigte Interesse an allen Bands.

Die grandiose Stimmung war aber sicher auch der Location Zuckerfabrik Enns geschuldet. Irgendwo in der Pampa vor Enns befindlich und öffentlich schwer zu erreichen, ist zumindest zu Fuß ein Mc Donalds für den kleinen Hunger zwischendurch erreichbar. Die leibliche Verpflegung vor Ort war wahrscheinlich nicht nur für meinen Hunger verbesserungswürdig, aber die kleine Bar beim Eingang der Location erfüllte ihren Zweck vollends zur flüssigen Ernährung.

Bevor es nun mit der ersten Band des Abends losging muss noch das vorbildliche Technik-Team lobend erwähnt werden, das die Bands vom Beginn bis zum Ende der Veranstaltung tatkräftig unterstützte. Angefangen vom Bühnenmonitoring, über die geniale Lichttechnik, bis hin zum grandiosen P.A.-Sound war es bei allen Bands ein Genuss, die musikalischen Ergüsse über sich ergehen zu lassen.

SNOWBLIND DINOSAURS (Pic by Kurt Ganglbauer)

Der Konzertabend startete mit den SNOWBLIND DINOSAURS aus Reibersdorf bei Gmunden. Schon beim Soundcheck testete die Band die Bühnen-Anlage mit ihrem Sound auf Herz und Nieren. Und das war ihr großer Vorteil, denn die drei Jungs steigerten sich im Laufe ihres Sets enorm und brachten bei der letzten Nummer fast die Gemäuer zum Einstürzen. Was für ein Sound, was für ein Groove – SNOWBLIND DINOSAURS bedienten das Stoner Rock-Herz und dürfen gerne für einschlägige Genre-Events wie dem Fuzzfest Vienna empfohlen werden.
Zwischen den vom Schlagzeug angetriebenen Songs – versetzt mit fetten Gitarrenriffs und lässigen Bassmelodien – zeichnete sich Frontmann Michael Autengruber mit sympathisch schrägen Ansagen aus und tanzte sich bloßfüßig mit sehr viel Beinfreiheit während der 25 Minuten Spielzeit in Ekstase.

Es folgten die Punk Rocker PSYCHOSE, die bereits im März im Röda Steyr zu später Stunde mehr mit ihrer Unterhaltung als mit musikalischer Finesse glänzten. Doch gerade dies Scheiß-Drauf-Attitüde zeichnet Punk Rock aus. „Jetzt gebn ma Voigas“ war die Hauptansage von Frontmann Stefan Haider, der sein Schlagzeug diesmal „Bela B.-like“ im Stehen spielte. Showtechnisch zwar ein geschickter Schachzug, doch leider spielte das Funk-Headset nicht wie erwartet mit.
Trotzdem bemühten sich alle drei Bandmitglieder um eine abwechslungsreiche Show mit E-Bass- und E-Gitarren-Wechseln und einer Mini-Konfettikanone. Dass das Konzert mit einem Umtreten des eigenen Beckenständers beendet wurde zeigte nochmal, was in der letzten knappen halben Stunde abgegangen war: ambitionierter Punk Rock, der zugegebenermaßen wahrscheinlich auf Punk-Veranstaltungen besser ankommt als beim eher Hard Rock-orientierten Publikum dieses Abends.

PSYCHOSE (Pic by Kurt Ganglbauer)

Der Hard Rock ließ aber noch ein wenig auf sich warten, denn zuvor kamen die LIADLSCHNIAZA an die Reihe. Am erstaunlichsten für mich war die Weiterentwicklung der Band seit dem Auftritt im März. Schon im Vorfeld merkte ich wie wichtig der Band Kritik ist, um sich weiter zu verbessern. In Steyr noch ein wenig unsicher, spielte die dreiköpfige Band in der Zuckerfabrik groß auf. Optisch in Hemd und Hosenträger aufeinander abgestimmt, beeindruckte vor allem das Zusammenspiel von Gitarrist Michael Christl und Bassist Josef Mairhofer, der diesmal so richtig aus sich herausging. Schlagzeuger Philipp Rockenschaub thronte souverän hinter seinem Instrument und gab seinen Mitstreitern den richtigen Groove vor.

Zusätzlich zu den sympathischen Ansagen des Frontmannes Michael waren vor allem die mitgereisten Fans dafür verantwortlich, dass während der gesamten Spielzeit eine ausgelassene Stimmung herrschte und die Konfetti der Vorgängerband nochmals zum Feiern verwendet wurden. Die Verbindung von Publikum und Band zeigte auch die Bühnendeko: ein extra von treuen Fans angefertigtes LIADLSCHNIAZA Holzbanjo. Der Abschluss-Song „Gen Italien“ brachte die Fans dann zum Ausrasten. Genau so soll es bei einem Konzert zugehen. Grandiose Vorstellung!

LIADLSCHNIAZA (Pic by Kurt Ganglbauer)LIADLSCHNIAZA (Pic by Kurt Ganglbauer)

Die nächste grandiose Vorstellung und für mich die überraschendste Publikumsreaktion des Abends bot die Show der Metaller von AS GOD CREATED. Technisch über alle Zweifel erhaben fuhren die fünf Jungs alle Geschütze auf und lieferten ein Soundbrett ab, das sich gewaschen hatte. Bei den genialen Gitarrenmelodien und geschickten Rhythmuswechseln frohlockten sogar Besucher, die sonst mit Metal wenig anfangen können. Neben dem fast durchgehenden Moshpit headbangten auch die ganz jungen Mädls mit. Ob das DREAM THEATER-Shirt des Leadgitarristen oder doch das am Gitarrenhals positionierte „Pick of Destiny“ für die Ausnahmeleistung verantwortlich war, konnte an diesem Abend nicht herausgefunden werden. Stilistisch gesehen schwer in ein Metal-Genre einzuorden – eine Mischung aus Thrash, gesanglich aber eher dem Death Metal zugewandt boten AS GOD CREATED Metal in Reinkultur und groovten wie Sau.

Dass die Mitglieder nicht nur exzellente Musiker sind und sicher auch nicht zum ersten Mal Bühnenbretter unter sich hatten entging auch nicht der Fachjury. Das fehlerlose Zusammenspiel und die Motivation des Frontmannes und Sängers hebt AS GOD CREATED von der Schar vieler guter Metalbands ab. Kein Wunder, dass AS GOD CREATED auch im Line-up des „Metalnight Outbreak Vol.4“ in der Kitzmantelfabrik Vorchdorf mit THE SORROW als Headliner zu finden sind. Ich freue mich auf ein Wiedersehen, denn die Vorstellung an diesem Abend kann nur als granatenstark bezeichnet werden.

AS GOD CREATED (Pic by Kurt Ganglbauer)

Die letzten zwei Bands des Abends hatten nun, wie bereits vorweggenommen, den Hard Rock im Blut – aber so eigenständig und professionell vorgetragen, dass sie Vergleiche mit der internationalen Konkurrenz nicht zu scheuen brauchen. Den Anfang machten die vier Musiker von WHO REIGN SUNS aus Weyer, die erst eine Woche zuvor am kultigen ROCK AM HOF am Forellenhof in der Laussa das Publikum bestens unterhalten hatten.
Und beste Unterhaltung boten WHO REIGN SUNS dem Publikum auch in der Zuckerfabrik. Ihr Dirty Rock punktete mit geilen Gitarrensoli, einer prägnanten, rotzigen Rockstimme und schmissigen Bass- und Schlagzeuggrooves. Als vorletzte Band des Abends stimmten WHO REIGN SUNS das Publikum somit bestens für das Finale ein.

Die nächste schlagkräftige Überraschung, vor allem aufgrund des jungen Alters der Musiker, gab es dann bei SEVENTEEN. Die höchste Kartenvorverkaufszahl sprach schon Bände und die Jungs zeigten sich auch sehr selbstsicher, vor allem auf der Bühne. Aufgrund des BEHEMOTH-Shirts des Schlagzeugers und des SLAYER-Shirts des Sängers erwartete ich mir eigentlich harte Metalkost, doch der Hard Rock, der dann in allerhöchster Güteklasse präsentiert wurde, blies nicht nur mich regelrecht um.

Herausragend waren sicher das Gitarrenspiel von Michael Keplinger und die Gesangsleistung von Moritz Reitter. Damit hebt sich SEVENTEEN von einem Großteil der Genre-ähnlichen Bands um einige Stufen ab. Von mir aus kann Axl Rose gleich mit AC/DC in Pension gehen. Da hör ich mir lieber die Jungspunde von SEVENTEEN an, die noch richtig Feuer im Blut haben und bereits niveauvolles Songwriting vorweisen können. Man kann gespannt sein, was da noch kommen wird.

Als Fazit des SPH-Regionalfinales in Enns muss ich wie schon zu Beginn festhalten, dass es ein sehr vielfältiger, überraschender und vor allem großartiger Konzertabend war. Die Moderation zwischen den Bands konnte ich sichtlich genießen – dank der netten Geste von LIADLSCHNIAZA-Gitarrist Michael, der mir sein Instrument lieh, konnte ich auch ein paar ROCKODILE Songs zum Besten geben. Die Urteilsverkündung um 00:30 war dann fast nur noch Formsache, doch spannend blieb es bis zum Schluss.

Als Letztplatzierte mussten sich die Punk Rocker von PSYCHOSE leider verabschieden. Den fünften Platz belegten trotz Jurysieg die Metaller von AS GOD CREATED, knapp vor den Grunge/Stoner Rockern SNOWBLIND DINOSAURS, die trotz nur einem mitgereisten Fan einige Publikumsstimmen lukrieren konnten. Die Drittplatzierten – und somit bereits fix für die nächste Runde qualifizierten – WHO REIGN SUNS konnten dann doch noch eine Spur mehr auf ihre Fans bauen und waren auch bei der Jury vorne dabei. Die zwei nächsten Bands setzten sich mit einer souveränen Jurybewertung, aber vor allem beim Publikumsvoting deutlich vom Rest des Feldes ab. Mit einem Unterschied von nur 0,1% setzten sich schließlich die LIADLSCHNIAZA als Tagessieger ganz knapp gegen SEVENTEEN durch. Aber so ist halt die Mathematik – unbarmherzig und korrekt!

Dank der WILDCARD-Option durfte ich dann noch verkünden, dass uns die SNOWBLIND DINOSAURS und auch AS GOD CREATED in der nächsten Runde des SPH Bandcontests wieder beehren werden.

Ich bedanke mich nochmal für die Organisation im Vorfeld, die tolle Location und die technische Betreuung. So ein Bandcontest in der Zuckerfabrik darf gerne wiederholt werden. Aber jetzt geht’s mal für die meisten Bands des Abends ins Pre-Finale nach Steyr ins Röda am 22.10. Man sieht sich!

P.S.: Weitere Fotos von Kurt Ganglbauer sind in der Galerie auf der Homepage der Zuckerfabrik Enns zu sehen. Hier der Link:
http://www.zuckerfabrik.at/sph-bandcontest-regionalfinale-enns/

 


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE