6.8.2016, Nepomukteich Waldhausen (AUT), Waldhausen im Strudengau

Lake On Fire Festival 2016 Tag 2

Text: Pedro Kowalsky, Florian Rosenberger, Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 17.08.2016

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Nach unruhigem Schlaf – die Zeltnachbarn mussten ja unbedingt durchmachen und in den Morgenstunden zur Akustikgitarre u.a. „Nutshell“ von ALICE IN CHAINS krähen (obwohl „Rooster“ passender gewesen wäre) – erwachte ich um ca. 8 Uhr. Meine Mitstreiter waren aber kaum später zum anständig preiswerten Frühstück beim Campingplatz gestellt.

Für die Festival-Neulinge durfte danach eine kurze Führung meinerseits durch das schöne Wallfahrtskirchenareal nicht fehlen – genauso wenig wie der traditionelle Rundgang um den Badesee, der heuer leider aufgrund des schlechteren Wetters von den Festivalbesuchern kaum frequentiert wurde. Wir wackeren Krieger ließen uns aber nicht davon abhalten ins kühle Nass zu springen, um frisch und munter zu sein für einen fast 12-stündigen Musikmarathon.

Kurz nach der Justierung der Outfits – die Regenjacken konnten heute getrost im Zelt gelassen werden – brachen wir zur Open Stage Jam-Session um 12 Uhr auf, die aber eigentlich erst nach einem langen Soundcheck um 13 Uhr begann. Danach zeigten aber mindestens vier mehr oder weniger eingespielte Musiker (es waren dann doch eher komplette Bands) zu je 15 Minuten ihr Können und überzeugten auch größtenteils. Das Anheizen des Publikums für die erste offizielle Band des zweiten Tages konnte definitiv als gelungen bezeichnet werden.


Camping an den Mauern der Kirche

Was dann um 14:30 Uhr bei den mir bereits von Konzerten in Wien („Weberknecht“ und „Shelter“) bekannten Instrumental Rockern MINUS GREEN abging, war unbeschreiblich. Ich liebe einfach fette Grooves und geniale Gitarrenmelodien und -sounds, all das hat MINUS GREEN zu bieten. Jeder Musiker der Band trägt seinen Teil dazu bei, dass die Musik so einzigartig und als absolut hörenswert zu bezeichnen ist. Kein Wunder, dass die selbstbetitelte Platte am LOF so rasch ausverkauft war. Ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit MINUS GREEN live zu sehen, wie es u.a. beim ersten Wiener FUZZFEST in der ((szene)) am 21. oder 22. Oktober der Fall sein wird.

Die darauffolgenden Musiker von CEVEO bedienten nun auch Post Rock-Fans, die auf Klänge von RUSSIAN CIRCLES und Konsorten stehen. Nach langen fünf Jahren hatten die Lokalmatadore (zumindest zwei Mitglieder stammen ursprünglich aus dem nahen Bad Kreuzen) endlich die Chance erhalten sich auf der LOF-Bühne zu beweisen. Und das taten die Jungs dann auch mit einer Mischung aus Songs ihrer noch aktuellen Platte „Eunoia“ und neuen, mir unbekannten Meisterwerken, die ich wohl noch öfters hören werde. Schon bei ihren Linz-Konzerten im „Ann&Pat“ (zum Bericht) und bei der Release-Show im „Kapu“ war ich begeistert vom genialen Songaufbau, der vor allem bei ihrem final gespielten Opus Magnum „N° 6“ zur Geltung kam. CEVEO gerne immer wieder!


MINUS GREEN

Am LOF darf eine Band aus Griechenland natürlich auch nicht fehlen. NAXATRAS zeigten sich wie schon 1000 MODS (2013) oder TUBER (2015) von der Location schon vor dem Gig äußerst begeistert (anscheinend hat sich das Festival schon bis nach Sparta rumgesprochen). Obwohl die Griechen zwar ihre Finanzen nicht im Griff haben, haben sie zumindest ihre Psychedelic Rock-Hausaufgaben gemacht. Und so fuzzten sich NAXATRAS um fünf Uhr nachmittags bei ein paar Sonnenstrahlen gekonnt durch ihr Set und konnten die anströmenden Fanscharen durchgehend begeistern.


NAXATRAS

Und jetzt kam wieder die Zeit der Bühnenaction, was am vorherigen Tag schon FILTHY LUCRE als Duo vorexerziert hatten. Obwohl die WHITE MILES schon seit einiger Zeit - gefühlt andauernd - auf Tour sind, hatte ich erst zwei Mal zuvor die Ehre, Frontfrau Medina und ihren Schlagzeuger Lofi live auf der Bühne zu sehen. Das erste Mal als Support von THE ANSWER im Wiener Chelsea und erst vor Kurzem am DOME OF ROCK-Festival, wo sie die Bühne des Salzburger Rockhouse „on fire“ gesetzt hatten. Die Herausforderung, am LAKE ON FIRE auch den See in Brand zu setzen, wurde somit gerne angenommen und mehr als erfüllt.

Das sensationell wuchtige Drumming von Lofi und die dreckigen Riffs der Gitarre Medinas und ihre coole Stimme sind ein Live-Erlebnis sondergleichen. Da verwundert es keinen, dass nach dem LOF eine über 30 Dates umfassende Europa-Tour (leider vorerst ohne Österreich-Termine) geplant ist, die keiner versäumen sollte.


WHITE MILES

In den Sonnenuntergang stimmten dann die schrägen COOGAN’S BLUFF aus Deutschland ein. Zu den klassischen Bandinstrumenten gesellten sich Saxophon und Posaune hinzu, die damit eine willkommene Abwechslung zu den psychedelischen Klängen der Bands vom Vortag waren. Der musikalische Mix war für mich aber mehr als gewöhnungsbedürftig, noch dazu kam der Gesang ordentlich schief rüber (ob ab- oder unabsichtlich war nicht herauszufinden). Ich nutzte die Zeit zugegebenermaßen in der Wiese liegend eher nochmal zum Kräftesammeln für die drei nun folgenden musikalischen Großtaten und übergebe an dieser Stelle noch einmal an unseren Gastautor Pedro. [Florian Rosenberger]


COOGANS BLUFF und Crowd

I couldn´t believe my eyes when CAUSA SUI were confirmed for the 2016 edition of LOF. I was finally going to have the chance to witness the instrumental magic of one of my instrumental heroes live, crafters of the astonishing Summer Sessions. I must admit that in the last years I have not been very attentive of their latest releases, however according to what we saw live they are top-fit and their new songs have turned more aggressive although maintaining the jammy structure of songs. This danish psychedelic kings slapped our faces with a magistral lesson of psychodelic instrumental music. On our knees. [Pedro]

Mit Songs wie “Waiting for Blood” zauberten UNCLE ACID danach sogleich einen hypnotisch goovigen Soundteppich herbei, über den der einzigartige zweistimmige Gesang thronte. Schon am Novarock 2014 als Opening Act um 12 Uhr mittags habe ich die Band als Highlight des gesamten Festivals empfunden. Beim letzten Konzert im Oktober 2015 in der Wiener Arena bestätigte die Ausnahmeband ihren Status als würdiger Headliner, den sie nun am LOF inne hatten. „Mind Crawler“ vom Vorgängeralbum „Mind Control“ riffte das Publikum heavy nieder. Mit den „Blood Lust“-Krachern „Death’s Door“ und „13 Candles“ ging die Chose lässig weiter, bei denen vor allem die genialen Gitarren-Outro-Soli eine Klasse für sich waren.

UNCLE ACID spielten musikalisch in einer eigenen Liga, der blutrot gefärbte Nebel entfachte eine ganz spezielle Atmosphäre und viele Zuseher fielen in Trance. Mir erging es aber wie schon letztes Jahr bei KADAVAR so, dass ich nach sechs Bands schon dermaßen musikübersättigt war, dass ich schon meine letzten Biere genoss. Doch bevor ich mich selbst übergab, übergebe ich nun für die letzten Absätze an meinen Fotografen und mehr als passablen Berichterstatter Kalti. [Florian Rosenberger]


UNCLE ACID AND THE DEADBEATS

Nach dem gestrigen Akt der Boshaftigkeit und Düsterheit bei CONAN und der geschmalzenen Performance des UNCLE ACID – so manch einer behauptet, dass sich hier alterstechnisch wohl eher ein Nephew ausgehen würde – und seiner DEADBEATS konnte eigentlich nichts Großartiges mehr passieren, mochte man meinen. Jedermann war zufriedengestellt und – leider – traten auch viele, die sich vorher unter dem Pavillion noch zufrieden ein Festival-End-Bier genehmigt hatten, ihren Heimweg an.

Doch dann kamen SUNNATA ...

SUNNATA – stilistisch ähnlich wie CONAN, doch noch um eine Spur dreckiger, aber auch feinfühliger. Wie wenn du Scheiße fotografierst und es trotzdem wahnsinnig gut aussieht. Ästhetisch und ruhig beginnend, doch dann so richtig Pain-In-The-Ass, als ob dir deine Liebschaft eine Watschen gibt und es gut tut, anstatt zu schmerzen. Als Fotograf stehst du dort und weißt nicht, ob du in Schockstarre versinken oder doch dein Dauergrinsen beenden und endlich mal fotografieren solltest. Fast um eine Nuance mehr in die Doom-Richtung gehend als CONAN, verzauberten SUNNATA das restlich verbliebene Publikum mit einer Magie, die schwer in Worte zu fassen ist. 

Ein perfekter Abgang des besten Festivalzweigelts, den man am österreichischen Markt erleben kann. Exzellente zwei Tage Festival, die nur durch das kalte und regnerische Wetter stimmungstechnisch gedämpft wurden. Nächstes Jahr gerne wieder, bis dahin soll das KALTENBACH OPEN AIR wieder zeigen, dass es wohl auch im härteren Segment ein feines Konkurrenzfestival geben kann. Jegliche andere Großveranstaltungen sind ab jetzt unspektakulär wie der Fusel-Doppelliter beim Supermarkt ums Eck. [Kalti]


Lake On Fire


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