29.-30.7.2016, Rock im Wald, Michelau/Neuensee

Rock im Wald - Tag 1

Text: Stefan Graesslin | Fotos: Motte
Veröffentlicht am 03.08.2016

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Tag 1

Nach knapp neunstündiger Fahrt kamen wir in Neuensee (am Arsch der Heide noch zweimal links abbiegen) an und waren sofort von den freundlichen, kompetenten Crew-Membern beeindruckt. Flux auf dem Caravan / Presse / VIP Parkplatz geparkt, der dann auch direkt am Eingang war. Nach einem kleinen Rundgang dachte ich nur: "So geht Festival!". Kostenlose Wassertoiletten, der Backstagebereich ein Vereinsheim, eine Chillzone, sprich: alles, was das gebeutelte Festivalbesucherherz begehrt.
Der Mann vom Ordnungsamt umrundete standesgemäß in seiner beigen Ordnungsamtsweste und seinem Aktenkoffer das Gelände auf der Suche nach Auflagenverstößen-Beute, konnte aber offensichtlich nichts finden. Weil das Festival kinderfreundlich war, bekamen wir 2 Bändchen: Ein Papierbändchen für über 18-jährige und das Festivalbändchen [mit dem Papierbändchen darfst du ab sofort auch unzensierte Laichster-Kommentare lesen! d.Korr.].

Den veganen Stand kannte man noch vom Stoned From The Underground-Festival. Der örtliche Metzger war vertreten, dazu American Sandwiches, Crepes, ein Eismann und noch ein vegetarischer Stand mit lokalen Spezialitäten. Kulinarisch konnte uns schonmal nichts schocken. Wir hatten noch Zeit, ein wenig zu chillen, die wir dafür nutzten, unsere netten, aber total auf PAAAAARRRRRDYYYY-Wochenende gesinnten Nachbarn kennenzulernen. Sechs Bierbongs und zwei Vodka-Punica vor der ersten Band schickt den härtesten Trinker auf die Matte. Na ja, jeder wie er mag. Wir schnappten uns die Picknickdecke und warfen uns in den Schatten, mit Blick auf die Bühne. Eine Bratwurstsemmel und einen Radler in die Pranke, und los gings mit CANNAHAN. Für eine erste Band ging es wuchtig zur Sache. Offensichtlich ist auf diesem Festival "no fillers just killers" angesagt. Eine schöne Stimme zu einem wilden Mix aus Grunge, Noise, Blues und Stoner weckte nach und nach die noch eintrudelnden Zuschauer.

Weiter ging es mit HONEYMOON DISEASE. Die Jungs und Mädels aus der Stonerhauptstadt Göteborg holten nun auch den letzten hinter dem Ofen hervor. Nach zwei ruhigeren Songs rockten die beiden Powerfrauen und ihre männliche Begleitung an Bass und Schlagzeug Bühne und Publikum. 

Das bayrische Wetter macht hungrig und durstig auf Bier, also fix ein American Sandwich und eine halbe Helle, wobei "fix" bei DER Bierstandschlange leicht gesagt ist. Man müsste sich ein Bier extra für's Anstehen holen ... da ist also noch Verbesserungspotenzial. Aber so hat man Zeit für zwischenmenschliche Interaktionen, auch schön.

Richtig gespannt waren wir auf YEAR OF THE GOAT.
"The title of our new album ist 'Unspeakable' and i wanna speak about it" war schonmal ein witziger Opener für eine Doom-Band, die dann über weite Strecken gar nicht mal so doomig klang wie angekündigt. Neuerdings mag ich ja Hammond-Orgeln und die werden von YEAR OF THE GOAT hemmungslos eingesetzt. Dazu ein paar Totenglocken und der Klargesang vom Sänger, fertig ist das Gemisch aus Seventies-Rock, Doom und okkulten Klängen. Anders als erwartet, aber wirklich gut!

DEAD LORD haben sich 2012 mit der Mission gegründet "zu rocken", was sie auch zweifelsohne tun! Ein treibender Rythmus, Oldschool-Gitarrenduelle und eine außergewöhnliche Stimme haben mich vom Hocker gerissen, und viele andere auch.

Oh! Ich habe nun vom Veranstalter gelernt, dass diese köstliche Bratwurst nicht einfach nur eine Bratwurst ist, sondern die selbst hergestellte Bratwurst des Bratwurstbratweltmeisters! Und das für 1,80 €, nicht schlecht. Ohne Flachs, die war wirklich aussergewöhnlich lecker. [Stefan, du bekommst einen Extra-Bonus für den Satz mit der meisten Bratwurst 2016; d.Korr.]

Weiter ging es mit BOMBUS und damit mit mächtigem Heavy-Rock der schwedischen Art, irgendwo zwischen Metal und Punk, aber mit viel Druck. Laut Interview haben sie einfach von den Besten geklaut und daraus einen noch besseren Mix erstellt. I believe and like!


Herrn Nicke Anderssons neues Projekt IMPERIAL STATE ELECTRIC (nach ENTOMBED und den HELLACOPTERS) geht nun noch weiter zurück in der musikalischen Zeit, nämlich in die Sechziger, wo er Rock'nRoll, Sixties Pop und Soul vermischt. Der Mann weiß einfach, wie's geht.



Die Classic Rocker GRAVEYARD aus Schweden lassen bei ihrem Sound nichts missen: Zwanzigerjahre-Blues, Kraut mit Synthies, Blast Beat und Psych Rock [...wohl schon zuviel Beer-Bongs intus, wa?! d.Korr.]. Ihre neue Scheibe "Innocence & Decadence" besteht nach eigener Aussage aus "tausend Schichten Liebe, Wut und Leben". Ein optimaler Tagesabschluss. 

Die Nachbarn waren noch fit und gingen nach einer Martini-Bong (!) noch Backstage zum weiterfeiern, wir gingen nach einem wundervollen Tag auf die Matte.


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