23.07. - 24.07.16, Tanzbrunnen Köln, Köln

AMPHI - FESTIVAL 2016 TAG II

Text: Martina Schadt | Fotos: fg
Veröffentlicht am 01.08.2016

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Der zweite Tag hat angefangen, wie der erste Tag aufgehört hat, jedoch insgesamt mit einer etwas härteren Gangart.

Diesen Bands haben wir gesehen und etwas intensiver gelauscht.

 

UNZUCHT

Vom 1. Song an gaben die Jungs von UNZUCHTt unter der glühenden Mittagssonne am Tanzbrunnen Gas.  Daniel De Clercq (Gitarre), Alex Blaschke (Bass) und Schlagzeuger Fuhrmann ...brachial, durchdringend, packend legten sie los. Besonders bei Frontmann "Der Schulz" fragte man sich, wie lange er in seinem typischen Outfit - enge Lederhose, Lederjacke und... na klar..Wollmütze bei solchen Temperatur abgehen kann. Aber er war nicht zu bremsen! Seine Freude, wieder - nach längeren Studioaufnahmen - auf der Bühne zu stehen, war deutlich zu spüren. So spielte er ungeniert mit dem Publikum, ließ sich feiern und heizte die schwarze Menge gewohnt unzüchtig mit seinen "Macht Krach!"-Rufen bis zum Verglühen auf. (Anm. d. Lekt.: Ich hoffe, es wurden nicht zuviele Freizeitvampire zu Aschehäufchen...)

Frei nach dem Motto ihres Songs "Unendlichkeit": ... ”Weiter und es geht immer weiter....Wir werden diese Zeit gemeinsam überstehen!" 

 

OST+FRONT

In wie viel Härtegrade lässt sich die Neue Deutsche Härte einteilen? Von Sanft „Wir beschallen euch mit Wattebällchenmusik“ so mancher Gothicband, bis zur brachialen Ohnmacht und der damit verbundenen Schwerelosigkeit (OST+FRONT)? In der Musik, die selbst ja ein Bestandteil der Kunst ist, sind diese Härtegrade genauso dehnbar wie der Begriff Kunst an und für sich. Was macht dagegen RAMMSTEIN für Musik, die diese bereits vor mind. 20 Jahren gespielt haben? Alte Deutsche Härte, nur neu aufgelegt? Diese Frage sollte berechtigt sein.

Aber kommen wir lieber zu einem von vielen Hauptbestandteilen des Amphi-Festivals: OST+FRONT

Der Name der Band beruht auf grundlegende historischen Tatsachen. Ohne das Plus zwischen OST und FRONT erinnert es sehr stark an die Wehrmacht im 3. Reich (Eisernes Kreuz): Ostfront!!! - und der damit verbundenen, vernichtenden Schandtaten eben dieser Wehrmacht in Russland. Diese Band, wegen ihres gewählten Namens deswegen in die gleiche Tüte des Nazitums stecken zu wollen, ist ganz sicher nicht fair, denn gemeinsam hat diese Band damit, außer dem artverwandten Namen, einfach nichts! Wie bei vielen Bands der schwarzen Szene kommen diese Attitüden immer wieder auf, und die Richtung des Möchte-gern-Kategorisierens nimmt daher immer schlimmere Formen an. Dieser Vergleich dürfte ungleich über einen kommen. Es ist die verheerend und brachial gut gespielte Musik von OST+FRONTt. Explizite Worte dafür als Synonym zu finden, ist nicht einfach und wird mit einfach, laut, stark und energetisch nicht bedienen zu sein und kommt also nur annähernd hin. Ebenso wie die Maskerade: Vom blutüberströmten Gesicht von Sänger Patrick Lang alias „Herrmann Ostfront“, gleich eines Zombies aussehend, bis hin zu Steampunk-ähnlichen, wohl etwas extremeren, derberen Ausschmückung der Kleidung und der Schminke der Gitarristen und des Bassisten. Hier ist alles eine Nummer extremer als bei vergleichsweise anderen Bands. (Anm. d. Lekt.: Herzig.)

Berechtigung findet die Musik von OST+FRONT dennoch, greift sie doch Themen des Alltags auf, die jede schwarze Seele betreffen. Verlustangst, Einsamkeit, Tod, etc...

 

SUICIDE COMMANDO

Das WGT musste auf ihn verzichten...doch auf dem Amphie haute der Altmeister des Aggrotech dem Publikum seine knüppelharten Elektrosound um die Ohren.

In diesem Jahr werden es satte 30 Jahre!!!

30 Jahre, in denen Johan van Roy als “SUICIDE COMMANDO” mit seiner brachialen Musik und seinen bedingungslosen Texten dem Volk das Böse im Menschen vor Augen hält und in die Ohren prügelt.

Die (Ver)Kleidung während des ersten Liedes deutete auf einen Anhänger des Ku Klux Klans oder auf den einen Henker hin, der einem seine musikalischen Ingredenzien serviert. Doch die letzte Henkersmahlzeit im musikalischen Sinne war es dann doch nicht. Die Stimmung war von Anfang an sehr gut und sehr geil, doch spätestens beim Kultsong "Bind, tortue, kill" brodelte das Wasser im Tanzbrunnen über und eine schwarze Welle peitschte und fegte über den Platz.

 

PROJECT PITCHFORK

Die Jungs von PROJECT PITCHFORK trafen mal wieder Mitten ins Schwarze.

Die angereisten Fans – und das waren nicht wenige, denn wenn man sich auf dem Festivalgelände umschaute, stach einem das Pitchfork-Logo quasi überall förmlich ins Auge! - kamen voll auf ihre Kosten. Und es war ja auch nichts anders zu erwarten von der Hamburger Legende, die seit nun 25 Jahren die tonangebende Band in der Elektro-Wave-Szene darstellt.

Unterstützt von 3 (!) Drummern brachten die kreativen Köpfe von PITCHFORK,  Peter Spilles und Dirk Scheuber, die schwarze Menge auf dem Platz rund um den Tanzsbrunnen zum Kochen.

Allerdings mussten sie krankheitsbedingt auf ihren Mann am Synthesizer, Jürgen Jansen, verzichten; was Spilles mit seinem gewohnt ironischen Humor kommentierte: „Ja,ja, das Alter halt!...Aber wenn ich jetzt hier so in die Menge schaue, seid ihr ja auch nicht mehr die Jüngsten!!!“.

Ein lautes Protestraunen war zwar zu hören. Aber nicht allzu lang! Denn schon erschallte der nächste Kulthit „Timekiller“ und schnell ward alles vergessen!

Als Gastsänger betrat Sven Friedrich, der Frontmann von SOLAR FAKE, für ein Duett mit Spilles zu dem Song „The Diving Line“ die Bühne. Als dieser danach die Bühne verließ, konnte man in guter Spilles-Manier Hochinteressantes erfahren: Die beiden Jungs tragen den selben schwarzen Nagellack. Genaue Marke auf Nachfrage in diversen Netzwerkportalen. Aha! Schwarzer Humor am Rande...

Wer nach einer heißen Stunde Wahnsinnsshow von PITCHFORK immer noch auf den ein oder andere Hit wie „Rain“ oder „Lament“ hinfieberte und enttäuscht werden musste, kann sich auf die Jubiläumstour im Herbst freuen und hoffen!

 

 

 

 


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