Interview: ANCHORAGE - Chris Wiesinger

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Die Gesichtsausdrücke zeigen, dass euch sozusagen „gscheid ana abgeht“ und das bringt die Meute natürlich zum Kochen.

ANCHORAGE bringen uns feinen Post-Hardcore aus Wien. Beim TU-Metalfest erklärte mir Gitarrist Chris Wiesinger was da im Laufe des Jahres noch auf uns zukommt.

Text: Gregor Eder | Fotos: Jörg Varga
Veröffentlicht am 26.01.2019

Schon im letzten Jahr ist mir durch Zufall eine neue Band aus Österreich aufgefallen, welche schon in der kurzen Zeit in der es sie gibt Einiges an feinen Tracks rausgehauen hat. Zum ersten Mal durfte ich die 5 Herren von ANCHORAGE im Dezember des letzten Jahres in Krems sehen. Mein einziger Gedanke war: „Die Dudes sollten eigentlich nicht im Vorprogramm spielen.“. Der Post-Hardcore des Quintetts hat mir so zugesagt, dass ich mir gleich ein Interview mit den Herren beim TU Metalfest in Wien ausgemacht habe. Nachdem MAGMABAY den Abend eröffnet, THUS I END weiter eingeheizt und ANCHORAGE schlussendlich die Hütte zum Brennen gebracht hatten, fand sich der Gitarrist der letztgenannten Band, Chris Wiesinger, bei mir ein und was dabei herauskam folgt nun.
 


by Jörg Varga

 

Kaum hatten wir uns hingesetzt, schoss ich schon los: „Das letzte Jahr haben wir ja schön miteinander beendet und nun das neue miteinander begonnen. Wie sehen eure Pläne für die folgenden Monate aus?“

 

Blitzschnell kam auch die Antwort: „Natürlich Shows, Shows, Shows! Hat ja direkt gut angefangen! Außerdem werden wir dieses Jahr unsere erste Platte veröffentlichen, welche eine EP wird. Schätzungsweise kommt das Alles jetzt im Frühjahr und dann geht es direkt weiter mit der Arbeit am Album. Wir haben zwar noch keinen Plan wann wir das Album veröffentlichen, aber wir werden uns anstrengen und schauen, dass wir es so schnell wie möglich nach der EP raushauen.“

 

Nachdem ich mich direkt zur Review für das Album angemeldet hatte, fiel mein Fokus wieder zurück auf die EP: „Und? Habt ihr schon einen Namen für das schöne Teil?“

 

Chris antwortete direkt: „ Namen haben wir noch nicht. Da schauen wir einmal. Jetzt hatten wir einmal das Songwriting und waren schon für 2 Nummern bei Daniel Fellner, den man ja von seiner Arbeit mit SEILER UND SPEER kennt. Super gemütlicher Typ mit dem Alles einwandfrei funktioniert.“

 

Das aus den Händen von Herrn Fellner schon so einige gute Produktionen gekommen sind, war mir bekannt, doch Post-Hardcore aus jenen habe ich, glaube ich zumindest, noch nicht gehört. Durch diese Begebenheit gleich etwas gespannter, stichelte ich nach: „Und wieviele Tracks darf man sich auf der EP erwarten?“

 

Etwas zögerlich meinte Chris: „Wir schauen gerade noch was für uns am Besten ist, aber man kann mit einer durchschnittlichen EP-Länge rechnen. Wir haben auf jeden Fall die Creme de la Creme zusammengestellt.“

 


by Jörg Varga

 

„Setlist ist ja schon gewaltig vorhanden, wie ich weiß!“ meinte ich nur dazu.

 

Chris entgegnete: „Ja das auf jeden Fall, wobei wir auch ein paar Nummern aus dem Repertoire genommen haben. Das waren noch Songs aus der Anfangszeit und wir haben gemerkt, dass wir uns schon ein Stück weiterentwickelt haben.“

 

Bei dem Punkt, dass schon jetzt eine Weiterentwicklung in der Band stattgefunden hat, wurde ich etwas skeptisch und fragte zu Sicherheit: „Wann habt ihr euch jetzt nochmal formiert?“

 

Wie aus der Pistole geschossen antwortete Chris: „Also gegründet haben wir uns 2016, waren aber ein Jahr im Tiefschlaf, aber eigentlich gibt es uns in dieser Formation, so wie wir jetzt arbeiten seit 2017.“

 

Die also doch noch junge Band schon eine Katharsis erlebt hat, hört man auch nicht alle Tage. Was ich vor Ort ein paar Leute während dem Konzert Fragen hörte war: „Warum redet der Sänger in Englisch?“. Natürlich transportierte ich diese Publikumsfrage direkt an Chris weiter.

 


by Jörg Varga

 

„Unser Sänger ist Russe!“ war die schnelle und einleuchtende Antwort. „Er ist ursprünglich aus Sibirien und studiert hier in Wien an der SAE Tontechnik. Also gebürtiger Russe mit russischer Staatsbürgerschaft, mit allem Drum und Dran.“

 

Nachdem ich kurz daran dachte, dass ich nun schon ein paar Russen bzw. Russinnen kenne, welche in Wien studieren und Musik machen, kam ich mit Chris auf die Bühnenperformance zu sprechen: „Ihr seit ja live wirklich voll bei der Sache, vor Allem bringt euer Sänger das Ganze wirklich authentisch rüber und weiß wie man die Leute motiviert. Die Gesichtsausdrücke zeigen, dass euch sozusagen „gscheid ana abgeht“ und das bringt die Meute natürlich zum Kochen. Habt ihr jetzt schon konkrete Termine für dieses Jahr, an welchen man sich das anzusehen bzw. -hören?“

 

Chris antwortete schlagfertig: „Also durch die Verbindungen nach Russland über unseren Sänger, haben wir vor natürlich dorthin zu schauen. Das bleibt uns nicht erspart. Ich war mit meiner alten Band schon in Russland.“

 

Hier musste ich wiederum einhacken: „ Alte Band?“

 

„Ich hab früher bei THE GOGETS gespielt und daher hab ich schon etwas Russlanderfahrung.“ kam als schnelle Antwort.

 

„Na dann schieß mal los! Gibts noch andere Vorgeschichten der Mitglieder?“ war natürlich meine direkte Nachfrage.

 

So begann Chris aufzuzählen: „ Also unser Bassist hat bei KAISER FRANZ JOSEF gespielt, der Drummer ist nebenbei noch bei NEMESIS AFAIR und das wärs dann eigentlich auch schon.“

 


by Jörg Varga

 

Somit war mir auch etwas klarer, warum die Herren binnen kurzer Zeit fein ausgearbeitete Tracks liefern konnten, da ja doch schon einiges an Vorerfahrung vorhanden ist.

 

Da Chris es nicht selbst getan hat werde ich nun die Frage nach einem konkreten Datum beantworten: Wer Lust hat sich Post-Hardcore vom feinsten reinzuziehen möge sich am 16.02.19 in St.Pölten beim TALES FROM THE MOSHIPIT CHAPTER LXIV: TIME TO RAGE im Frei:raum einfinden!

 

Abgesehen von den instrumentalen Künsten von ANCHORAGE, haben mich die Texte auch sehr angesprochen. Daher lag die Frage auf der Hand: „ Nachdem ich mir euer Video zu „Default“ angesehen bzw. gehört und muss sagen, dass mich der textliche Inhalt zuerst motiviert, aber auch schlussendlich nachdenklich gestimmt hat. Wie würdest du eure Texte beschreiben?“

 

„Die Texte verfolgen ein gewissen Konzept, welches von unserem Sänger Vadim erstellt wurde. Also es geht im Grunde um die Tugenden und die Sünden. Um das Gleichgewicht, bzw. den Kampf zwischen Beiden.“ erklärte mir Chris.

 


by Jörg Varga

 

Dieses Thema ist sicherlich groß genug für weitere gute Texte und was mir persönlich immer sehr gefällt ist, wenn das Ganze dann doch noch so metaphorisch gehalten ist, dass man sich selbst noch seinen eigenen Hintergrund erdenken kann. Natürlich ließ ich dieses Kompliment an Chris weiterwandern.

 

Dieser meinte daraufhin: „Es ist halt schön, wenn ein jeder ein wenig selbst ein leeres Blatt Papier vor sich hat und ein wenig die Freiheit hat, sich da hineinzudenken was für ihn passt.“

 

Ich finde diesen Satz sehr schön und er bildete einen wirklich schönen Abschluss des Interviews. Da wir während des Interviews schon merkten, dass wir auch Interesse an einigen Themen abseits der Musik teilten, drifteten wir schlussendlich in eine angenehme Plauderei ab und kurz darauf rief uns schon unsere Backline, welche verladen werden wollte.

 

Wer nun neugierig geworden ist kann sich hier das Video zum Song „Default“ von ANCHORAGE ansehen:

 

 

Zu meinem Glück war das ehem. Stormbringer-Mitglied Jörg Varga, welchen man mitunter von CALL THE MOTHERSHIP kennt, welche ebenfalls am TALES FROM THE MOSHPIT am 16.02. vertreten sind, vor Ort und nahm mir das Fotografieren ab. Danke dafür Jörg! Wir sehen uns im Frei:raum !

 

Wer mehr über die Arbeit von CALL THE MOTHERSHIP wissen möchte, kann sich durchs Interview, welches meine  werte Kollegin Anthalerero mit Jörg geführt hat, informieren: http://www.stormbringer.at/interviews/2113/call-the-mothership-joerg.html

 

Nun zurück zu Chris und ANCHORAGE. Danke an den Kollegen für das nette Interview und ich bin wirklich sehr gespannt was von dem kräftigen Quintett im Laufe des Jahres so kommt. Sicher ist, dass man sich auf jeden Fall wieder sieht!

 

 

 

 


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