Interview: VIRIAL - Christian & Thomas Wieser

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So konservativ ist Südtirol gar nicht mehr! Das war in unserer Jugendzeit noch anders, da wurde man der langen Haare wegen noch dumm von der Seite angemacht.

"Organic Universe", das Debutalbum der Südtiroler Technical Death Metaller sorgt in Szenekreisen für gespitzte Ohren und liegt ganz nah bei den Großen des Genres wie OBSCURA & Konsorten.

Veröffentlicht am 31.01.2016

 

Die Südtiroler Technical Death Metaller VIRIAL sorgen mit ihrem Debutalbum "Organic Universe" (zum CD-Review) in Szenekreisen für gespitzte Ohren und liegen ganz nah bei den Großen des Genres wie OBSCURA & Konsorten. Der Dreher ist ein Wunderwerk aus komplexen Songstrukturen und Arrangements, dichter Atmosphäre, fein ersonnenen Soundgeflechten und Melodien, kompromißloser Härte und zwingender Wucht und begeistert auch mit druckvoller Produktion. Grund genug für STORMBRINGER, sich mit der Band, die im Kern aus den Brüdern Christian (C) und Thomas (T) Wieser besteht, zu unterhalten.

 

Wie lange spielt ihr schon Metal und wie kam es zur Bandgründung von VIRIAL?

C: Wir spielen beide seit knapp 15 Jahren Gitarre. Anfangs wurden noch auf Akustikgitarren Bands wie MARILYN MANSON, NIRVANA oder METALLICA gecovert. Wir spielten anschließend beide in einigen anderen Bands, teils auch zusammen. VIRIAL hat sich dann aus einem dieser Projekte als Nebenprojekt entwickelt, wurde 2011 mit unserem Ausstieg aus der gemeinsamen Black Metal Band NARGAL zu unserem Hauptprojekt.

Warum gibt es das "Space/Universum"-Konzept hinter "Organic Universe" und worum geht´s inhaltlich?

C: Astronomie und Science Fiction gehörten seit jeher zu unseren Interessen. Deshalb war es auch ein Muss, dies in unsere Texte einfließen zu lassen. Bei “Organic Universe” handelt es sich um ein Konzeptalbum, welches sich um das Universum von der Entstehung bis zum vermeintlich unausweichlichen Ende dreht.

Wer sorgt für den konzeptionellen Unterbau?

C: Alle Texte auf „Organic Universe“ wurden von mir geschrieben. Das Konzept stand schon seit längerer Zeit fest weshalb es auch nicht besonders schwierig war, die richtigen Thematiken für die einzelnen Songs zu finden.

Ihr seid ja zwei Gitarristen - ergänzt ihr euch oder schafft das eher Differenzen?

C: In den meisten Fällen ergänzt man sich, bei Differenzen muss man eben Kompromisse eingehen und eine Lösung finden, die für beide in Ordnung ist.

T: Da wir beide eine sehr ähnliche Klangvorstellung haben, geht der Songwritingprozess eigentlich meistens sehr einfach (wenn auch langsam!) von der Hand. Es passiert selten, dass einem von uns zwei ein Part vom anderen wirklich nicht gefällt - aber da findet sich dann meist schnell eine passende Lösung!

Das Konzeptalbum "Organic Universe"

Wie darf man sich das Songwriting vorstellen?

C: Die ersten Songs wurden noch klassisch gemeinsam im Proberaum geschrieben. Später haben wir GuitarPro verwendet, wodurch es viel einfacher wurde alle Riffs und Melodien bis ins kleinste Detail auszuschmücken.

Wie verläuft der Austausch zwischen euch beiden?

C: Inzwischen reicht es, die geänderten GuitarPro-Dateien weiterzuschicken.

Ihr habt ja für "Organic Universe" eine Crowdfunding-Kampagne gestartet - wieviel konntet ihr aufbringen?

C: Die Crowdfunding-Kampagne war auf 1.500 € angesetzt was jedoch nur einem Bruchteil der finalen Produktionskosten entsprach. Erreicht haben wir dann 1.749 €, was uns sehr überrascht hat.

Wie waren die Erfahrungen damit?

C: Wir sind vollkommen zufrieden!

Braucht es heutzutage noch eine Plattenfirma um bekannt zu werden?

C: Jein. Es ist durchaus möglich einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Dies setzt jedoch gute Kontakte und viele Live-Shows voraus. Mit einem guten Label ist die Reichweite jedoch enorm.

Welche Ziele habt ihr euch trotz des aufgrund des Sounds eingeschränkten Interessentenkreises gesteckt?

C: Ziel ist es einen Bassisten und einen Schlagzeuger zu finden, um endlich Liveshows spielen zu können.

Habt ihr schon mal live gespielt?

C: Ja, mit einer Drum-Machine und eingespieltem Bass. Hat erstaunlich gut funktioniert, ist aber nie dasselbe wie mit einem echten Drummer.

Das erste Mal aufgefallen bist du als Gastgitarrist auf der UNANTASTBAR-Jubiläumsshow in Innsbruck (Livereport) - wie kam der Kontakt mit den Südtiroler Punkrockern UNANTASTBAR zustande?

T: Witzigerweise habe ich einige Mitglieder von UNANTASTBAR (Tom und Schkal) durch meinen Bruder Christian kennengelernt, da sie in der Oberschulzeit im selben Schülerheim waren. Als Heiss (UATB-Gitarrist) dann durch sein Studium am Wochenende keine Zeit mehr hatte, wurden wir beide gefragt, ob wir aushelfen könnten. Ich habe dann zugeschlagen. Auf jeden Fall eine super Erfahrung, durch die ich viele Eindrücke sammeln und sehr viele Freundschaften schließen konnte! Ich bereue nichts!

Wie sah deine Beteiligung bei UNANTASTBAR aus?

T: Ich war wie gesagt "nur" Live-Gitarrist, habe mit Heiss zusammen die Live-Umsetzung der "Fluch und Segen"-Songs arrangiert und zusätzlich im Bus für Entertainment gesorgt! haha Ein besonderes Highlight war die CD-Release-Show in Cham (Oberbayern) - eins der besten Konzerte, die ich je miterleben durfte!

Thomas und Christian Wieser

Durch welche Combos seid ihr ursprünglich zum Metal gekommen?

C: BÖHSE ONKELZ, IRON MAIDEN, SEPULTURA und später CHILDREN OF BODOM, die mich auch zum Death Metal führten. Der Weg in den Technical Death Metal erfolgte dann über NECROPHAGIST und OBSCURA.

T: IRON MAIDEN, METALLICA, die Klassiker eben. Mit 11-12 Jahren dann SLIPKNOT, etwas später CHILDREN OF BODOM, IMMORTAL und von da an ging´s immer mehr Richtung extremer Metal.

Wer sind eure Einflüsse?

T: THE FACELESS, OBSCURA, BEHEMOTH, DISSECTION und ich glaube CHILDREN OF BODOM dringen auch noch ein bisschen durch.

Wer oder was inspiriert euch?

C: Musikalische Inspiration kommt zumeist von Technical Death Metal Bands aus der Szene aber auch von anderen Stilrichtungen wie z.b. klassischer Musik.

Was macht ihr im "realen" Leben?

C: Programmierer / Automatisierungstechniker.

T: Ich studiere Konzertgitarre am Mozarteum in Innsbruck.

Wie ist das Leben als Metaller im konservativen Südtirol?

T: So konservativ ist Südtirol gar nicht mehr! haha Das war in unserer "Jugendzeit" (sprich vor ca. 10 Jahren) noch anders, da wurde man der langen Haare wegen noch dumm von der Seite angemacht. Heute gibt es eine recht große Metalszene (logischerweise immer im Verhältnis zur Einwohnerzahl gesehen) und auch viele Nicht-Metaller haben verstanden, dass es sich bei Metal um Musik handelt und man nicht zwangsweise Tiere opfert, wenn man eine Flying-V Gitarre spielt! haha

Wo erlebt ihr Konzerte, woher bezieht man Tonträger etc.?

T: Wir fahren öfters nach München, da die meisten Tourneen dort Halt machen. Ich bin auch öfters auf Konzerten in Innsbruck dabei. CDs kaufe ich mittlerweile meistens durch Crowdfundings (also online) oder direkt auf den Konzerten - so wechselt man auch das ein oder andere Wort mit den Künstlern. Auf Festivals wird natürlich auch nach LPs/CDs/Shirts gestöbert.

Welche interessanten Combos gibt es in Südtirol zu entdecken?

T: BLOOD EDITION sind für mich persönlich das Beste, das Südtirol bis jetzt zu Tage gebracht hat. Wer SKINLESS mag, wird BLOOD EDITION lieben! Super Riffing, clevere Gore-Texte, da stimmt einfach alles!

Gibt es eine florierende Metalszene und Auftrittsmöglichkeiten in Südtirol?

T: Es gibt natürlich Auftrittsmöglichkeiten, leider können wir momentan noch nichts bestätigen, da wir immer noch am Rekrutieren von Bandmitgliedern sind. Doch es besteht Hoffnung! Wait and see!

Wir wünschen euch viel Erfolg mit dem Album, danken für das Gespräch und stellen abschließend noch die Frage nach euren aktuellen Top 5 - Alben.

C:

OBSCURA – Omnivium

THE FACELESS – Planetary Duality

GOROD – A Perfect Absolution

FLESHWROUGHT – Dementia/Dyslexia

EXIVIOUS – Liminal

T:

ABORTED - Termination Redux

ABBATH - Abbath

CHILDREN OF BODOM - I Worship Chaos

UNANTASTBAR - Hand aufs Herz

INTERVALS - The Shape of Colour


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